KEINE CHANCE DER ALTERSARMUT

Wie Pensionssplitting und eine gleichberechtigtere Aufteilung der Arbeitszeit Frauen ein Stück weit vor der Altersarmut bewahren können.

Studien belegen: Altersarmut betrifft viele Menschen, ganz besonders jedoch Frauen am Land. Auch die weibliche Bevölkerung in der Oststeiermark bleibt von diesem Trend nicht verschont. Frauen im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld bekommen um 41,7 % weniger Pension als Männer. Im Bezirk Weiz liegt dieser Anteil bei 42,6 %. Die Ursachen sind vielschichtig, die hohe Teilzeitarbeitsquote von Frauen ist eine davon: Mehr als die Hälfte der Oststeirerinnen (50,7 %) reduziert wegen Kinderbetreuungspflichten oder persönlicher Lebensumstände die Arbeitszeit, um den Spagat zwischen Beruf und Erziehung zu meistern – mit oft weitreichenden Folgen bis in die Pension hinein.

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Doch wie kann man diesem Trend entgegenwirken und Frauen am Land zu mehr Gleichberechtigung verhelfen?

Antworten auf Fragen wie diese zu finden, gehört unter anderem zu den Aufgaben der Regionalentwicklung Oststeiermark: „Damit sich die Oststeiermark in jeglicher Hinsicht gut weiterentwickeln kann, braucht es auch ein Bewusstsein für Gleichstellungsthemen. Als Regionalentwicklung versuchen wir daher, Impulse zu setzen, die Bevölkerung zu sensibilisieren und über entsprechende Möglichkeiten zu informieren“, fasst Geschäftsführerin der Regionalentwicklung Oststeiermark Mag.a Daniela Adler, MBA, zusammen. Welche das sind, erklärt sie im Interview:

Welche Möglichkeiten gibt es, um Pensionslücken zu schließen und der Altersarmut von Frauen am Land entgegenzuwirken?

Daniela Adler: Das freiwillige Pensionssplitting wäre eine Möglichkeit. Es kann finanzielle Schieflagen in der Pension zwar nie ganz ausgleichen, aber zumindest etwas abfedern. Dabei kann der berufstätige Elternteil per Antrag Geldanteile aus der Pensionskasse auf jenen Elternteil übertragen, der wegen der Kindererziehung seine Arbeitszeit reduziert. Auf diese Weise können bis zu 50 % der Anteile übertragen werden. Der andere Elternteil erhält eine Gutschrift auf seinem Pensionskonto. Der Antrag muss spätestens bis zum 10. Geburtstag des zuletzt geborenen Kindes eingebracht werden, bis zu sieben Jahre Splitting pro gemeinsames Kind sind möglich. Gerade wenn der erwerbstätige Elternteil viel mehr verdient oder sich die Eltern trennen, ist Pensionssplitting ein wirksames Instrument gegen Altersarmut von Frauen.

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Warum wird es dann noch immer so wenig genutzt?

Daniela Adler: Das hat sicherlich viele Gründe und lässt sich nicht pauschal in einem Satz beantworten. In Gesprächen höre ich jedoch immer wieder, dass Frauen das Gefühl haben, ihrem Partner dadurch etwas „wegzunehmen“. Ich sehe in diesem Modell aber vielmehr eine faire Möglichkeit, jenem Elternteil, der die unbezahlte Care-Arbeit für die gemeinsamen Kinder leistet, eine kleine Wertschätzung in finanzieller Form entgegenzubringen. Und meistens sind es eben die Frauen, die Teilzeit arbeiten und mit den Folgen dann leben müssen.

Stichwort Teilzeitfalle: Frauen reduzieren ihre Arbeitszeit, verdienen dadurch weniger und haben viel weniger Pension. Glauben Sie, dass es im Hinblick auf die Arbeitszeitverteilung ein generelles Umdenken braucht?

Daniela Adler: Auf alle Fälle! Die Teilzeitarbeitsquote bei oststeirischen Frauen ist mit 50,7% sehr hoch. Das bedeutet, dass jede zweite Frau ihre Erwerbstätigkeit reduziert, um sich um die Kinder oder Angehörige zu kümmern. Bei Männern liegt der Anteil bei 7,9 %. Man könnte dieses Modell neu denken, etwa indem man sich die Arbeitszeit gerechter aufteilt. Ich kenne etliche Paare, die beide jeweils 30 Stunden arbeiten , um sich die Kinderbetreuungspflichten besser aufteilen zu können. Natürlich kommt das immer auf die individuellen Lebensumstände, den Beruf und die finanziellen Mittel an. Aber grundsätzlich bietet dieser Ansatz eine Möglichkeit, dass sich beide ihre ökonomische Eigenständigkeit bewahren, sich von klischeehaften Rollenvorstellungen lösen und auch in der Pension gleiche Chancen haben. Nichtsdestotrotz braucht es neben all diesen Möglichkeiten im Kleinen aber auch entsprechende politische Lösungen. Damit Frauen am Land langfristig und positiv in eine gleichberechtigtere Zukunft blicken können.“

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Mehr Informationen zum Pensionssplitting gibt es hier.

Mag.a Daniela Adler, MBA, Geschäftsführerin der Regionalentwicklung Oststeiermark

Neben der Weiterentwicklung der Oststeiermark als dynamische, zukunftssichere und innovative Region sind ihr gleiche Chancen für alle Bewohner:innen in sämtlichen Lebenslagen ein besonderes Anliegen.