Jugendnetzwerk Oststeiermark und Präsentation spannender Forschungsergebnisse

Auf Einladung der Regionalentwicklung Oststeiermark, der Bezirkshauptmannschaft Weiz und der ARGE Flexible Hilfen Weiz fanden sich über 50 Akteur:innen der oststeirischen Jugendarbeit zum Motto „Erkenntnisse und Fakten zur Jugend in der Oststeiermark“ beim 9. Treffen zum Jugendnetzwerk Oststeiermark in Weiz ein. Das Highlight der Veranstaltung war die Präsentation der Forschungsergebnisse der FH St. Pölten aus dem Bezirk Weiz. 12 Forscher:innen analysierten den Bezirk knapp zwei Jahre lang und die spannenden Ergebnisse wurden am 3. November in Weiz präsentiert.

Daniela Adler, Geschäftsführerin der Regionalentwicklung Oststeiermark, begrüßte alle Teilnehmer:innen und erläuterte die Aktivitäten der Regionalentwicklung im gesellschaftspolitischen Bereich kurz. Die Moderation übernahm Julia Grasser als Regionale Jugendmanagerin. Das heutige Programm wurde allen kurz umrissen und danach folgten bereits die aktuellen Informationen aus der Regionalentwicklung Oststeiermark. Im Mittelpunkt hierbei stand die Regionale Entwicklungsstrategie der Oststeiermark „#mission2030“. Die zentrale Frage hierbei lautet: „Was wir tun wollen, um die Lebensqualität, die Wirtschaftskraft und die Genussmomente der Oststeiermark weiter auszubauen?“. Rund um die Themen LEBEN, WIRTSCHAFTEN und GENIESSEN werden bis 2030 zahlreiche Akzente gesetzt. Im Anschluss daran erfolgte ein genauerer Blick auf das Thema Jugend von Julia Grasser. Zentrale Themen hierbei waren die Jugendstudie Oststeiermark, das Projekt Lebensorte Jugend, die Lange Nacht der Karriere, die Initiative Kulturelle Nahversorgung Oststeiermark sowie die Weiterbildungsreihe Kommunale Jugendarbeit.

Nach diesem Informationsblock standen die Forschungsergebnisse am Programm. Mag. Stefan Koller von der Bezirkshauptmannschaft Weiz erläuterte die Idee hinter den in Auftrag gegebenen Forschungsarbeiten und den Mehrwert für die Kinder- und Jugendhilfe in Weiz.  Mit der fachlichen Neuausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe (KJH) des Landes Steiermark im Jahr 2014 entschied sich der Bezirk Weiz für das Fachkonzept des Case Managements – und hat dieses stark mit sozialräumlichen Elementen angereichert: Während sich die Ausgestaltung der Fallarbeit entlang des Rollen- und Funktionsverständnisses, der Prinzipien und der Prozesslogik des Case Managements orientiert, ist die Präventionsarbeit der Kinder- und Jugendhilfe durch fallunspezifische und sozialraumorientierte Aktivitäten geprägt. Die Fachhochschule St. Pölten ermöglichte im Auftrag der KJH Weiz ein zweijähriges Lehrforschungsprojekt, um die Bedarfserhebung und Weiterentwicklung von sozialraumspezifischen Innovationen mit empirischen Befunden zu unterstützen.

Die Studierenden der Fachhochschule St. Pölten präsentierten ihre Ergebnisse aus dem zweijährigen Forschungsprojekt, welches von der Kinder- und Jugendhilfe Weiz beauftragt wurde. Prof. Mag. Dr. Manuela Brandstetter führte vorab in die Methodik und die Forschungsfragen ein:

  • Was fördert das gedeihliche Aufwachsen der Kinder und Jugendlichen im Bezirk Weiz?
  • Wie kommt das Angebot denjenigen Familien entgegen, die (noch) nicht Adressat:innen der Kinder- und Jugendhilfe (KJH) sind?
  • Welche Bedarfe und Bedürfnisse für fallübergreifende Innovationen sind aus der Perspektive der Bevölkerung in den involvierten Gemeinden zu formulieren?
  • Welche Ideen in Bezug auf Weiterentwicklung und frühzeitige Interventionen der Kinder- und Jugendhilfe können daraus abgeleitet werden?

Die Studierenden präsentierten die Ergebnisse in folgenden Bereichen:

  • Aus dem Blickwinkel von Jugendlichen
  • Inklusion im Bezirk Weiz
  • Innovationsbildung in der Kinder- und Jugendhilfe
Die zentralen Ergebnisse für den Bezirk sind:
  • Der ARGE Flexible Hilfen Weiz kommt eine wichtige Funktion als Netzwerkorganisation zu: Sie nutzt ihr Potential hinsichtlich fallunspezifischer Innovationen und praxisbezogener Vernetzungsarbeit von Fachkräften. In Bezug auf die Zielgruppe wurde eine stärkere Beteiligung von Jugendlichen in dieser Vernetzungsarbeit angeregt.
  • In Bezug auf Advocacy und Empowerment existieren in den urban(er)en Gemeinden Weiz und Gleisdorf Jugendbeteiligungsprojekte (Junge Stadt und Plan-G), trotzdem erscheint es unabdinglich, den Dialog mit Jugendlichen auszubauen und eine hierarchiefreie Kommunikation innerhalb der urbanen und ruralen Angebotslandschaft zu ermöglichen.
  • Jugendliche im Bezirk Weiz berichten über eine hohe Zufriedenheit mit ihrer Region (sowohl in der Stadt Weiz und Gleisdorf mit ihrem reichhaltigen Angebot, als auch in den ländlichen Regionen), Schwierigkeiten hinsichtlich der Mobilität und einem Mangel an öffentlichem Raum wurden benannt. Das Vereinswesen wird von zahlreichen Jugendlichen als Ressource genannt, vermeintlich ausgrenzungsgefährdete Jugendliche sind jedoch wenig bis gar nicht in der Vereinslandschaft eingebunden. Freie Räume, die von Jugendlichen als attraktiv angesehen werden fehlen auch in den Städten. Anfahrtswege und fehlende attraktive Verkehrsverbindungen sind in ländlichen Regionen ein Problem.
  • In Bezug auf Jugendeinrichtungen und die Angebote der ARGE Flexible Hilfen weisen die Erzählungen von Jugendlichen auf ein differenziertes Nutzungsverhalten hin. Sie sind bei einem Großteil der befragten Jugendlichen wenig präsent. Nutzer:innen von Einrichtungen der offenen Jugendarbeit nehmen das bestehende Angebot regelmäßig und über Jahre hinweg in Anspruch und sind in hohem Maß zufrieden. Insgesamt wurde die Arbeit an einem positiven Image der Kinder- und Jugendhilfe empfohlen.

Gestärkt durch eine kurze Pause wurde die Diskussion der Ergebnisse eingeläutet, denn Vernetzung und Kooperation sind die Basis allen Tuns in der Region Oststeiermark und daher auch im Jugendbereich. Zu Beginn wurde an den Tischgruppen eine Vorstellungsrunde gemacht, um sich dann intensiv zu den Ergebnissen auszutauschen. Folgende Diskussionsfragen standen hierbei im Mittelpunkt:

  • Was lösen die Ergebnisse aus meiner Perspektive für meine Arbeit aus?
  • Was nehme ich mir aus den Ergebnissen mit? Was könnten nächste Schritte sein?
  • Netzwerkarbeit – Wie sichern wir das, was wir uns an Netzwerkdichte erarbeitet haben, ab, wie machen wir es sichtbar? Kann das „Model Weiz“ Vorbild für andere Regionen sein?
  • Projekte & Angebote – Was sagen uns die Ergebnisse für bestehende und zukünftige Angebote? Wo gibt es neue Bedarfe? Welche kommunalen Projekte können wir initiieren?

Die intensiven Gespräche wurden jeweils kurz der gesamten Gruppe präsentiert. Anton Magometschnigg von der ARGE Flexible Hilfen Weiz schloss den Nachmittag mit einem Ausblick auf die weitere Vorgehensweise ab. Die Ergebnisse werden in die regionalen Arbeitskreise mitgenommen und weiterbearbeitet. In Bezug auf die Rückmeldungen hinsichtlich Beteiligung von Jugendlichen und Arbeit an einem positiven Image bzw. an der Erhöhung des Bekanntheitsgrads wird in den Organisationen an entsprechenden Projekten gearbeitet. In Bezug auf die Forderung nach freien Räumen für Jugendliche in den Bezirken und Beteiligung an einer gemeinsamen Entwicklung der Gemeinden im Bezirk Weiz hinsichtlich einer Jugendfreundlichkeit wird mit den Entscheidungsträger:innen Kontakt aufgenommen, um entsprechende Schritte einzuleiten und zu unterstützten.

Danach wurden die Teilnehmer:innen in den wohl verdienten Feierabend entlassen.