Regionaler Bildungscampus Joglland: „Um ein Kind zu bilden, bedarf es einer ganzen Region“

Die Bildung im Rahmen der Regionalentwicklung

Über die Regionalentwicklung Oststeiermark werden neue Wege im Bereich Bildung beschritten. Die bestmögliche (Aus-)Bildung der Kinder und Jugendlichen inklusive der Vermittlung von Regionswissen trägt maßgeblich dazu bei, die Bevölkerungszahlen in den ländlichen Teilregionen zu stabilisieren. Entscheidend dafür ist die Entwicklung eines regionalen Bewusstseins bei den Bildungseinrichtungen, bei den PädagogInnen, SchülerInnen und Eltern, der Gemeinde und schlussendlich bei der Bevölkerung vor Ort. Die SchülerInnen kennen die regionalen Wirtschaftskreisläufe, Potentiale und Vorzüge der Region bzw. ihrer Gemeinde. Dadurch haben sie die Möglichkeit auch eine Ausbildung / einen Beruf zu finden, die einerseits ihren Fähigkeiten entspricht und ihnen andererseits die Möglichkeit bietet ihren späteren Berufs- und Lebensmittelpunkt in der Region zu wählen. „Über die Regionalentwicklung Oststeiermark werden und müssen wir neue Wege im Bereich Bildung beschreiten. Nur so können wir der weiteren Bevölkerungsabwanderung in Teilen der Oststeiermark entgegenwirken. Der Aufbau regionaler Bildungscampus-Standorte ist dazu erst der Anfang!“, erklärt Horst Fidlschuster, Geschäftsführer der Regionalentwicklung Oststeiermark.

Univ.Prof.in Dr.in Gudrun Biffl von der Donau Universität Krems beschreibt in ihrem Impulsreferat bei der Auftaktveranstaltung im Joglland den Regionalen Bildungscampus als ein Model der Schule des 21. Jahrhunderts. Durch Kooperation und Einbindung von Wirtschaft und Bevölkerung wird die Schule zur Drehscheibe und zum Knotenpunkt für die Region. Das daraus entstehende Regionswissen und neue wirtschaftliche Chancen sind notwendige Faktoren für eine positiven Entwicklung des ländlichen Raums“, so Biffl.

Was ist ein Regionaler Bildungscampus

Das bekannte Campusmodell ist eine Bildungseinrichtung, die Kindergarten-, Schul- und Freizeitpädagogik an einem Standort umfasst.
Im Regionalen Bildungscampus Joglland wird die Campusidee regional interpretiert und an die Gegebenheiten im ländlichen Raum so angepasst, dass dieses innovative Zukunftsmodell im Bildungsbereich auch Kindern und Jugendlichen im ländlichen Raum zur Verfügung steht.
Konkret bedeutet das keine Zusammenführung unterschiedlicher Bildungseinrichtungen an einem Ort, sondern eine strukturierte und systematische Kooperation aller (klein)regionalen Bildungseinrichtungen – von den Tageseltern über die Kindergärten, Volksschulen bis zur Neuen Mittelschule, aufbauend auf die bereits bestehende Zusammenarbeit. „Von den Tageseltern bis zur neuen Mittelschule an einem Strang ziehen“ – mit dem Ziel, für Kinder und Jugendliche das beste Bildungsangebot vor Ort zu schaffen. Darum geht es in Regionalen Bildungscampus Joglland.

Wer ist dabei

Die Bildungseinrichtungen im Joglland (aus Festenburg, Mönichwald, St. Jakob, Waldbach und Wenigzell) bilden gemeinsam den Regionalen Bildungscampus Joglland. Dazu gehören Tageselterneinrichtungen, Kindergärten, Volksschulen, sowie die Neue Mittelschule. Unterstützt wird der Campus von den Gemeinden St. Jakob im Walde, St. Lorenzen am Wechsel, Waldbach-Mönichwald und Wenigzell und vom Elternverein. Im Rahmen der Weiterentwicklung ist es das Ziel, den Regionalen Bildungscampus Joglland um die Zusammenarbeit mit regionalen Vereinen und Unternehmen zu erweitern.

Warum Bildungscampus
  • Durch gezielte Zusammenarbeit soll Kindern und Eltern ein hochwertiges Bildungsangebot vor Ort zur Verfügung stehen und den Kindern damit ein möglichst langes Verbleiben im Ort ermöglicht werden. Durch Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen, Gemeinden und Vereinen kann es uns gelingen, auch Betreuung von Kindern über das ganze Jahr hinweg zu sichern (nachmittags, im Sommer).
  • Weil einzelne Kleinschulen per se nicht in der Lage sind, auf alle Phänomene der Zeit möglichst schnell zu reagieren – wie z.B. Digitalisierung, Veränderungen in der Bildungslandschaft oder der elterlichen Arbeitssituationen kann im Campus bei Bedarf flexibler auf diese Bedürfnisse reagiert werden. Vorhandene Ressourcen (Lehrpersonal, Assistenzen, pädagogische Lehrmittel) können optimal gesetzt werden. Letzten Endes soll aus all diesen Ressourcen für das jeweilige Kind das Bestmögliche herausgeholt werden können.
  • Weil der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel vor allem auch die Alltagssituation unserer Kinder verändert. Die Wenigsten wachsen in einem Mehr-Generationen-Haushalt auf, viele haben Zugang zu einer anderen Vielzahl an Freizeit- und Bildungsangeboten. Handy und PC ermöglichen auch den Jüngsten bereits eine permanente Vernetzung weit über die Dorfgrenze hinaus. Die Geschwindigkeit sämtlicher Veränderungen wird oftmals als Belastung oder Bedrohung empfunden. Der Regionale Bildungscampus soll eine Möglichkeit sein, einen Teil dieser sozialen Großfamilie abzudecken. Unterstützend, indem wir Kinder mit erziehen, ausbilden, weiterbilden, beaufsichtigen, informieren. Auch Eltern können und sollen davon profitieren – Lebenslanges Lernen endet ja nicht an der Schultüre.
  • Weil Regionswissen und die Kenntnis der regionalen Möglichkeiten, die Chancen erhöht, dass junge Menschen ihren Berufs- und Lebensmittelpunkt in der Region wählen, wodurch Abwanderung verhindert und der ländliche Raum gestärkt wird.
    Wie wird gemeinsam im Regionalen Bildungscampus gearbeitet
  • Ziel der Akteurinnen und Akteure im Regionalen Bildungscampus Joglland ist die Stärkung von Kindern und Jugendlichen in der Kleinregion, damit sie ihre Wurzeln in der Region gut ausbilden und sich gleichzeitig zu weltoffenen und neugierigen Menschen entwickeln können. Gemeinsame Zielvorgaben und Gespräche sollen die Nahtstellenproblematik minimieren.
  • Zielführende und gemeinsame Weiterbildungen für Pädagoginnen und Pädagogen aller Bildungseinrichtungen werden gemeinsam geplant und umgesetzt. Konkret wurde diesbezüglich bereits eine gemeinsame Weiterbildung zum Thema „Digitale Medien“ in Auftrag gegeben, weil digitale Medien einen Fixplatz in unserem Leben und in der Bildung haben. Ein Info-Abend für Eltern diesem Thema hat bereits im letzten Schuljahr an der NMS stattgefunden.
  • Mehr Transparenz für die Eltern schaffen: Eine gemeinsame Bildungscampus Website wird Eltern umfassende Informationen über das regionale Bildungsangebot, über spezielle Angebote und Betreuungsmöglichkeiten in Ferienzeiten oder auch bzgl. Anlaufstellen für schulische sowie familiäre Fragen bieten.
  • Bildung einer regionalen Bildungs- und Erziehungsgemeinschaft mit den Eltern und dem sozialen Umfeld. Jede/r Einzelne ist ein wichtiger Puzzleteil in dieser Gemeinschaft, der bewusst oder unbewusst das Gesamtbild ergänzt.
  • Berufsorientierung und vor allem das Veranschaulichen und Kennenlernen von alten sowie neuen regionalen Berufsbildern und Karrierechancen sollen je nach Möglichkeit gefördert werden.